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Trauer braucht Raum - und manchmal Begleitung von außen

  • Autorenbild: Martina Gäde
    Martina Gäde
  • 21. Juni
  • 2 Min. Lesezeit

Ein Herzensanliegen zum Geburtstag meines Vaters


Am 21. Juni wäre mein Papa 72 Jahre alt geworden. Er ist leider schon vor einigen Jahren verstorben und doch spüre ich an solchen Tagen nochmal besonders deutlich, wie sehr er mir fehlt. Ich habe lange gebraucht, um zu begreifen, wie individuell, vielschichtig und vor allem wie tabuisiert Trauer in unserer Gesellschaft ist. Genau deshalb ist die Trauerbegleitung heute ein Herzensanliegen in meiner therapeutischen Arbeit.



Was bedeutet Trauerbegleitung eigentlich?


Trauerbegleitung heißt nicht, jemanden zu "trösten" oder ihm zu sagen, dass alles wieder gut wird. Es bedeutet, da zu sein. Einen geschützten Raum zu schaffen, in dem alle Gefühle erlaubt sind - Wut, Schuld, Sehnsucht, Leere, Ohnmacht sogar Erleichterung. Und ja, in einer Trauerbegleitung wird auch mal gelacht.


Ich begleite Menschen in dieser oft sprachlosen und sehr schmerzhaften Zeit. Dabei geht es nicht darum, etwas unangenehmes "wegzumachen" oder gar zu therapieren - sondern darum, in einem achtsamen Prozess Halt zu geben. Denn Trauer will nicht gelöst, sondern gefühlt, gelebt werden.


Warum kann Unterstützung von außen so wertvoll sein?


In Momenten tiefster Trauer fühlen wir uns oft vollkommen allein, selbst wenn Familie oder Freunde da sind. Denn die Menschen aus dem engsten Umfeld trauern meist selbst. Oder sie möchten uns am liebsten schnell wieder "fröhlich" sehen, weil es ihnen selbst zu schwer fällt, den Schmerz auszuhalten.


Eine außenstehende Person - wie ich es in der Person der Trauerbegleiterin bin - leidet nicht mit, aber fühlt mit. Ich biete Halt, ohne zu verurteilen. Ich höre zu, ohne zu bewerten. Ich bin da, ohne etwas zu erwarten.


Diese Form der Unterstützung kann helfen, sich selbst wieder zu spüren, die eigenen Bedürfnisse wieder wahr zu nehmen und schrittweise in ein verändertes Leben hineinzuwachsen.


Warum mir das Thema so am Herzen liegt


Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr ein Verlust alles erschüttern kann - ganz egal, ob plötzlich, nach langer Krankheit oder wenn man selbst die Entscheidung treffen muss, die lebenserhaltenden Maßnahmen zu beenden. Man ist nie wirklich darauf vorbereitet. Und ich weiß, wie der Körper reagiert, wenn wir versuchen, den Schmerz zu verdrängen. Wie still Trauer sein kann, oder wie laut.


Ich habe selbst erlebt, was es heißt, zu funktionieren, obwohl innerlich alles ein schmerzhafter Wirbelsturm ist. Und ich weiß, wie viel es bedeutet, wenn jemand da ist. der einfach mitgeht - für einen Moment, ein paar Wochen, für so lange, wie es eben braucht.


Trauer ist kein Zustand, den man "hinter sich bringt". Sie verändert sich, sie wird leiser, aber sie bleibt ein Teil von uns.


Dass ich heute Menschen auf ihrem Trauerweg ein Stück weit begleiten darf, empfinde ich als Geschenk. Denn Trauer ist nichts Schlimmes oder ein Anzeichen von Schwäche. Trauer ist der Preis der Liebe. Nur deshalb tut es so weh. Und das darf es auch, unsere geliebten verstorbenen Menschen sind es wert, dass wir sie als Ausdruck unserer Liebe betrauern. Und das wiederum finde ich ziemlich schön.

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