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Wenn Schlaf keine Erholung mehr ist

  • Autorenbild: Martina Gäde
    Martina Gäde
  • 14. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit
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Warum Trauer und Belastung uns um den Schlaf bringen und was wirklich helfen kann


Nach Verlusten oder in anderen schweren Lebenspasen war Schlaf für mich oft das Schwierigste. Ich war müde, erschöpft, wollte einfach nur abschalten und alles im Schlaf vergessen, doch genau das ging nicht.

Sobald ich im Bett lag, waren da Unruhe, Gedanken, Erinnerungen, Grübeln. Und wenn ich dann doch endlich eingeschlafen war, bin ich oft mitten in der Nacht wieder aufgewacht. Hellwach und mit einem Druckgefühl in der Brust oder kreisenden Gedanken.


So geht es leider vielen Menschen, die trauern oder in einer Zeit großer seelischer Belastung stecken. Denn Trauer, Stress oder Angst verändern nicht nur die Stimmung, sie beeinflussen direkt das Nervensystem.



Warum der Körper nicht loslassen kann


In Krisen oder nach einem Verlust befindet sich unser Körper in ständiger Alarmbereitschaft. Das Nervensystem schaltet auf den Überlebensmodus:

Der Sympathikus, also der aktivierende Teil unseres Nervensystems, bleibt ständig "an". Das bedeutet: Der Körper scannt permanent die Umgebung auf mögliche Gefahren, Gedanken kreisen, die Muskeln sind angespannt und das Herz schlägt schneller.


Für erholsamen Schlaf braucht es genau das Gegenteil: den Parasympathikus, also den beruhigenden Teil des Nervensystems, der Entspannung und Regeneration überhaupt erst ermöglicht. Doch dieser Modus lässt sich nicht einfach "anschalten". Besonders nicht, wenn die Seele noch im Ausnahmezustand ist.


Das erklärt auch, warum so viele trauernde und stark belastete Menschen sagen:

"Ich bin müde, aber ich kann einfach nicht schlafen."


Typische Anzeichen von Schlafproblemen in solchen Phasen


  • Einschlafprobleme, weil die Gedanken nicht stillstehen wollen

  • Grübeln oder plötzliches Aufwachen mitten in der Nacht

  • Frühes Erwachen, oft mit dem Gefühl schon am Morgen erschöpft zu sein

  • Körperliche Unruhe: Herzklopfen, Muskelverspannungen, Schwitzen

  • Intensive Träume oder Albträume


Diese Reaktionen sind keine Schwäche. Sie sind ein Ausdruck dafür, dass dein Körper versucht, dich zu schützen. Auch wenn das im Alltag sehr anstrengend ist.



Was wirklich helfen kann


Eine ruhige und sichere Atmosphäre schaffen

Gestalte dein Schlafzimmer so, dass es Geborgenheit vermittelt: gedämpftes Licht, angenehme Temperatur, kein Handy direkt neben dem Bett. Die Umgebung sollte deinem Nervensystem signalisieren: Hier ist es sicher, du darfst loslassen.


Feste Schlafenszeiten

Jedern Tag zur gleichen Zeit ins Bett gehen und aufstehen - auch am Wochenende. Regelmäßigkeit hilft deinem Körper dabei, wieder Vertrauen in den eigenen Rhythmus zu entwickeln.


Kleine Rituale am Abend

Eine Tasse Kräutertee, ein paar bewusste Atemzüge, eine Kerze oder sanfte Musik. Solche Rituale wirken wie ein Anker. Sie signalisieren: Jetzt darf Ruhe einkehren.


Wenn du wachliegst

Bleib nicht liegen und kämpfe auch nicht gegen die Gedanken an. Steh kurz auf, lies ein paar Seiten in einem Buch oder schau für einen Moment in die Dunkelheit nach draußen, bis du wieder müde wirst. So verknüpfst du dein Bett wieder mit Ruhe und nicht mit Grübeln.


Sanfte Bewegungen am Tag

Spaziergänge, sanftes Yoga oder Dehnübungen können dabei helfen, Anspannungen abzubauen und den Körper abends zur Ruhe zu bringen.


Mitgefühl mit dir selbst

Schlafprobleme in Phasen von Trauer oder Stress sind kein Versagen, sie sind Teil des Heilungsprozesses, auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt. Je mehr du dich verurteilst oder dir Druck machst ("Ich muss jetzt schlafen!"), desto stärker hält dein Nervensystem an der Anspannung fest.



Schlaf als Spiegel der Seele


Schlaf ist mehr als nur körperliche Erholung. Er ist ein Spiegel dessen, wie sicher wir uns fühlen - in uns selbst und in der Welt. Wenn wir trauern, verlieren wir oft dieses Gefühl der Sicherheit.

Deshalb beginnt der Weg zurück zu erholsamem Schlaf nicht mit einem perfekten Abendritual, sondern mit innerer Stabilisierung: dem Gefühl, dass du wieder atmen, fühlen und dich sicher im eigenen Körper spüren darfst.



Wenn du schon länger nicht mehr erholsam schläfst


Wenn du merkst, dass du über Wochen und Monate kaum noch durchschläfst, ständig müde bist oder dich am Tag kaum konzentrieren kannst, ist es Zeit genauer hinzusehen.

Mit meiner Begleitung erforschen wir gemeinsam, was dein Nervensystem gerade braucht, um sich wieder zu regulieren und was dir konkret dabei helfen kann, wieder Vertrauen in deinen Körper und in den Schlaf zu finden.


Schritt für Schritt darf wieder Ruhe einkehren.

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